Allegorie des guten und schlechten Lebenslaufs

Schema des Deckenbildes im Fürstensaal: 1. Die Drei Parzen und die Kindheit des Menschen, 2. Chronos und die Entscheidung zwischen dem weißen und dem schwarzen Pferd, 3. Der weiße Reiter beginnt seine Lebensreise, 4. Der Auszug des schwarzen Reiters, 5. Der weiße Reiter in der Schule, 6. Das Schlemmerleben des schwarzen Reiters, 7. Der Kampf des weißen Reiters gegen die Laster, 8. Die Welt enthüllt dem schwarzen Reiter ihr wahres Gesicht, 9. Der weiße Reiter am Ziel, 10: Der Sturz des schwarzen Reiters, 11. Das Gott geweihte Alter des weißen Reiters, 12. Der Aufstieg des weißen Reiters in den Himmel, 13. Der weiße Reiter im Himmel
Aus: Boesch 1951.
Rekonstruktion unter Zuhilfenahme der Kopien von 1667/1689
Aus: Boesch 1951a.

Kategorien

  • Malerei
  • profan
  • sakral
  • europäisch
  • erwähnt

Datierung

1576–1578

Weitere Angaben

Für Ausgestaltung des Festsaales des Neuen Schlosses Baden-Baden mit Deckenmalereien wurde der in Straßburg ansässige Schweizer Maler Tobias Stimmer (1539–1584) engagiert. Die durch den Schlossbrand 1689 zerstörten Gemälde waren dessen bedeutendstes Werk im Bereich der Monumentalmalerei. Thema ist eine allegorische Bildfolge mit Motiven des guten und schlechten Lebenslaufs, welche als ein typisches Produkt höfischer Gelehrsamkeit verstanden werden kann, wobei die Autorschaft unklar ist. Möglicherweise hatte der Münchner Hof, der auch nach dem Ende der Vormundschaft Albrechts V. von Bayern 1571 und der Regierungsübernahme Philipps II. von Baden-Baden maßgeblichen Einfluss auf den jugendlichen Bauherrn hatte, den stark pädagogisch ausgerichteten Programmentwurf geliefert, zumindest ist die formale Lösung der Deckengestaltung mit einem großen waagrechten Mittelplafond und gleichmäßig abgewinkelten trapezförmigen Seitenflächen mit der bemalten Decke im Lusthaus Albrechts V. vergleichbar, beide gehören zu den äußerst seltenen Beispielen für Deckenmalerei des 16. Jahrhunderts in Deutschland. Die Decke war in 13 Bildfelder unterteilt, drei im Mittelplafond und zehn in der umlaufenden Schräge. Stimmer gestaltete die zentralen Bildfelder in direkter Untersicht, während die Seitenfelder durch die Verlagerung der Horizontlinie unter den unteren Rand der Komposition untersichtigen Raum gewinnen. Als Quelle für die Bildgestaltung können Kopien auf Zeichnungen der Stimmer-Werkstatt und der Schweizer Schule des späten 16. Jahrhunderts sowie eine zwischen 1667 und 1689 entstandene Serie von Kopien mit einer ausführlichen lateinischen Beschreibung herangezogen werden. Die Beschreibung ist neben einem 1578 datierten Reimgedicht des Malers die wichtigste Quelle für die Deutung der Bilder. Thema des Zyklus sind die antithetisch angelegten Biographien eines weißen und eines schwarzen Reiters zwischen Tugenden und Lastern, beginnend mit der Geburt und endend mit der Aufnahme des einen in den Himmel und dem Höllensturz des anderen. Vorbild war eine 1570 entstandene, sechtseilige Stichfolge von Stradanus, Allegorie auf den menschlichen Lebenslauf (Geburt, Jugend, Die Verlockungen des Luxus, Das Sammeln von Wissen, Die Entscheidung für die Tugend, Alter und Tod), die ihrerseits auf von diesem Künstler 1561–1564 für den Speisesaal Cosimo I. de’ Medici (1519–1574) entworfenen Wandteppichen beruhen.

Kommentar

Hainhofer gibt die lateinischen Texte der Beschriftungen der einzelnen Bildfelder wieder, wie sie auch in der Beschreibung von 1667 überliefert sind (vgl. Boesch 1951, S. 72–89; Boesch 1951a, S. 224–225).

Befindet/befand sich in

Baden-Baden, Neues Schloss

Stellt dar

Vorkommen im Text

  • Wildbad/Heidelberg/Durlach 1615, fol. 250v: [...] Jn disem Saal ist sonst auch wol zu sehen in der höhe die schön / gemahlte Tafel oder Düllen, an welcher gleich imm ein- / / gang ob der Thür [...]
  • Wildbad/Heidelberg/Durlach 1615, fol. 255v: [...] / Ferner ist Jn vorgemellten Saal / zu sehen die gemalte thafel als Erst- / lich gleich Jm eingang ob der thüren von / deß Menschen Leben, von kindthait / vf, dabaÿ die dreÿ [...]

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