München, Herzog-Max-Burg

Turm der Herzog-Max-Burg als einziges nach dem 2. Weltkrieg wiederhergestelltes Bauteil des ursprünglichen Komplexes
Gebäudekomplex der Herzog-Max-Burg 1613: die Residenz Wilhelms V. ist mit Nr. 22, diejenige seines Sohnes Albrecht VI. mit Nr. 23 bezeichnet, jenseits des Stadtgrabens unter Nr 8 das Kapuzinerkloster, Ausschnitt aus: Stadtplan Münchens von Tobias Volckmer (1613)
Michael Wening: Ansicht der ehem. Herzog-Max-Burg München, Kupferstich (1701), Bayerische Staatsbibliothek, München

Anderer Name

Wilhelminische Veste

Kategorien

Datierung

nach 1590, Grundsteinlegung 1593

Weitere Angaben

Seine neue Stadtresidenz ließ Herzog Wilhelm V. von Bayern nach 1590 in bewusster Nachbarschaft zum von ihm geförderten und durch einen Bogen mit diesem verbundenen Jesuitenkolleg errichten. Möglicherweise veranlasste ein Residenzbrand im Alten Hof 1578 den Fürsten zu dem Neubau, deutlich ist jedenfalls die Absicht, im gegenreformatorischen Sinn ähnlich dem Escorial eine Verbindung zwischen fürstlichem Wohnsitz und dem geistlichen Zentrum der Jesuiten in München zu schaffen. Hierfür hatte er zwischen seinem Regierungsantritt 1579 und 1615 insgesamt 54 Häuser nördlich des 1585 begonnenen Jesuitenkollegs erworben. Nach 1611 teilte er die Residenz mit seinem jüngeren Sohn Albrecht VI. von Bayern(-Leuchtenberg). Von dem später hier u.a. residierenden Herzog Maximilian Philipp von Bayern(-Leuchtenberg) (1638–1705) erhielt der Gebäudekomplex vermutlich seinen Namen. Nach weiteren Umbauten und der Aufgabe der Residenzfunktion zugunsten der Unterbringung von staatlichen Behörden und Institutionen wurde die Herzog-Max-Burg im April 1944 durch Luftangriffe weitgehend zerstört und mit Ausnahme des Turms nicht wiederaufgebaut. An ihrer Stelle steht die 1954–1957 nach Plänen von Theo Pabst und Sep Ruf errichtete sog. Neue Maxburg als Verwaltungszentrum der Justizbehörden.

Zum Zustand der Anlage um 1600 finden sich nur wenige Bildquellen. Die Stadtpläne von Tobias Volckmer d.J. (s. Abb.) und Wenzel Hollar (1607–1677) von 1613 bzw. 1623 zeigen einen langgestreckten zweigeschossigen Südtrakt gegenüber dem Jesuitenkolleg. Den Bau, der auch die über den mittleren Eingang zugängliche Hofkapelle des Herzogs aufnahm, gliedern dort neun Dachgaupen und drei doppelläufige vorgelagerte Treppenanlagen vor erhöhten Eingangsportalen. Entlang der Stadtmauer schließt sich ein kurzer Westflügel an, weitere Flügelbauten umschließen einen Gartenhof mit vier Kompartimenten und zentralem Brunnen. In der Nordwestecke steht der heute als einziges Bauteil der Anlage erhaltene Turm. Der Gesamtkomplex besaß mit dem Herzogstor einen eigenen Zugang in der Stadtmauer. Die Wirtschaftsgebäude befanden sich südlich der Anlage zwischen Jesuitenkolleg und Stadtmauer. Stadtseitig bestanden Wageneinfahrten durch den Wilhelmsbogen im Osten des Südtrakts sowie zu beiden Seiten des Wirtschaftshofes entlang dem Jesuitenkolleg bzw. der Stadtmauer in den Hof vor dem Hauptbau.

Der Entwurf der Wilhelminischen Veste wird Wendel Dietrich (um 1535–um 1622) und Friedrich Sustris zugeschrieben (vgl. Jesuitenkirche St. Michael). Letzterer soll vor allem für die Fassadengestaltung verantwortlich zeichnen, deren Gliederungssystem mit differenzierter Putzfelderung als vorbildlich für die barocke Münchner und süddeutsche Backsteinarchitektur erachtet wird (vgl. Denkmälertopographie, Bd. 2, S. 748).

Kommentar

Während Hainhofer die Wilhelminische Veste 1603 nur kurz erwähnt und allein die darin entstehende Grotte – allerdings vom Hörensagen – näher erläutert, ist seine Beschreibung von 1611 die wichtigste Schriftquelle zum Inneren und den Gartenanlagen der Stadtresidenz Wilhelms V. von Bayern zu dessen Lebzeiten. Er beschreibt die Anlage als groß, weitläufig und auf die Innenhöfe bzw. den Stadtgraben hin orientiert, außerdem als labyrinthartig. Er hebt die Täfelung eigens hervor und richtet ein besonderes Augenmerk auf die Hofkapellen des herzoglichen Paares, wobei diejenige der bereits verstorbenen Herzogin Renata nicht genauer zu lokalisieren ist, da Hainhofer ihre ehemaligen Räumlichkeiten bzw. die des ursprünglichen Frauenzimmers nur noch kurz benennen, aber wohl nicht mehr besichtigen konnte. Von den von ihm erwähnten Altargemälden von Friedrich Sustris und Hans von Aachen ist gegenwärtig zumindest die 1944 verbrannte Pietà von Hans von Aachen zu identifizieren. In der von Hainhofer beschriebenen Wandgestaltung einiger Innenräume als Grotten und ‚Wildnis‘ sowie in der zugehörigen Eremitenthematik des hl. Franziskus klingt bereits die Bildwelt der innerhalb des Gebäudekomplexes befindlichen Grotte Wilhelms V. an (vgl. zur Grotte den eigenen Registereintrag).

Insgesamt ist seine Beschreibung der Innenräume der Wilhelminischen Veste weit weniger systematisch als diejenige der Maximilianischen Residenz, so dass unklar ist, ob für die Besichtigung der Veste ebenso viel Zeit zur Verfügung stand wie dort oder ob eine genauere Beschreibung durch den Herzog überhaupt erwünscht war. Dies gilt auch, obwohl Hainhofer eigens betont, dass Wilhelm V. ihn persönlich „in den fürnembsten zimmern“ geführt und dieser auch die für den geplanten Umbau des Gebäudes zu einer Residenz für seinen Sohn Albrecht VI. vorgesehenen Räume einbezogen habe. In Volckmers Stadtplan von 1613 (s. Abb.) ist der Alterssitz Wilhelms V. in einem Nebentrakt mit Nr. 22, die Residenz seines Sohnes mit Nr. 23 in dem bis dato von seinem Vater bewohnten Haupttrakt bezeichnet. Beide Komplexe sind durch eine Mauer und ein als Einsiedelei identifiziertes Gebäude getrennt.

Der von Hainhofer erwähnte, in Kompartimente unterteilte Garten ist ebenfalls bei Volckmer im Innenhof des Hauptkomplexes gut zu erkennen. Über den Weinanbau im Zwinger, eigentlich der Bereich zwischen Stadtmauer und Stadtgraben, laut Hainhofer aber auch auf die andere Seite des Grabens hinüberreichend, fehlen hingegen andere Quellen. Die Integration von nicht genauer zu lokalisierenden Künstlerwerkstätten und -wohnungen in die fürstlichen Residenzbauten lässt an das arbeitsorganisatorische Vorbild der Florentiner großherzoglichen Werkstätten in der Galleria dei Lavori oder an den Louvre denken. Die zwei weiteren von Hainhofer genannte Funktionsbereiche innerhalb der fürstlichen Residenz, die Apotheke und die Kanzlei, lassen sich aufgrund späterer Quellen im westlichen Residenzbereich (Apotheke) respektive im Ostflügel (Kanzlei) verorten.

Befindet/befand sich in

München

Literatur

Vorkommen im Text

  • Eichstätt 1611, fol. 11r: [...] schon nicht solten dort sein, wie Er sich dan in / vnser Residentz solle beÿ vnserm Capelan vnd / Secretario, Herrn [...]
  • Eichstätt 1611, fol. 39v: Kommentartext
  • München 1603, fol. 127av: [...] mit Aim getter für, da der herzog / Willhalm droben hört mößlesen / oder predigen, het Von seim gebew / ainen langen gang hinüber zu / [...]
  • München 1603, fol. 133v: [...] zieret, khünden / ain wenig Jn herzog Willhalms baw / sehen, aber nit vil, sonderlich zu sehen / ihre schuelen, darin sie die Jugent [...]
  • München 1603, fol. 134r: [...] vnd ain Jesuiter worden, hat Vast / gleich so groß gebew ihn alß die Jesui- / ter Vnd anainander steth, hat ain aigne / thür, auf ihre geng, Allerlaÿ [...]
  • München 1603, fol. 146r: [...] / Sein zu Münch 5 hoffhaltungen, / deß herzog Willhalms, herzog Maxi- / milianj, herzog ferdinandj, der [...]
  • München 1611, fol. 115v: [...] visu digna zu / sehen, vnd Sie mich gern zu Jhr in newen baw / nemmen wolten, alda Jch aber beÿ deroselben, / alß ainem alten Herrn, vnd beÿ Jhren Dienern, / [...]
  • München 1611, fol. 116r: [...] residenz [...]
  • München 1611, fol. 117v: [...] in newen baw [...]
  • München 1611, fol. 118v: [...] Jhre Residenz, den Newen baw / genant, vnd Jhre grotten darbej, weisen machen [...]
  • München 1611, fol. 119r: [...] selbs anderstwohin in aine engere wohnung / begeben. Diser newe baw darin Hertzog / Wilhelm residiert, ist gar ain grosses weitleüffes / wesen, hat grosses vnderkommen, sehr [...]
  • München 1611, fol. 120v: [...] . Die grotta, / so in diesem newen baw, ist von rechten felsen / zusamen gemacht, mit eingehauenen zellen, / mit dannen [...]
  • München 1611, fol. 122r: [...] Schiffen Hinbracht, vnd also gantz widerumb in / die erden gesetzt; Jn disem newen baw, / hat es an 3 orthen aine gutschen: oder wagen / einfahrt, beÿ ieder ain thorheüßlein, schöne [...]
  • München 1611, fol. 141r: [...] wohnet Hertzog Al- / brecht, biß das man den Newen Baw des alten / Herren für Jhne zuerichten wird. V̈ber den / Schloßgraben hinauß, hats ainen gang in [...]
  • München 1611, fol. 171r: [...] residenz [...]
  • München 1611, fol. 171r: [...] allain mit mir noch ain halbe stund / in Jhren fürnembsten zimmern herumb spatziret, / alle zimmer selbst aufgeschlossen, vnd sonderlich mir / Jhre Apotecken, vnd in derselben ain Ainkhürn, / [...]
  • München 1612, fol. 327r: [...] ain stattlichs wesen werden, Der alte / Herr bawet an seiner wohnung, darein / täglich hertzog Albrecht ziehen, vnd aigens [...]
  • München 1612, fol. 327r: [...] täglich hertzog Albrecht ziehen, vnd aigens / hofhalten wird, auch aine andere wohnung / vnd Kirchen für Jhne, mit welchen 2 gebäwen / [...]
  • München 1612, fol. 327v: [...] hofhalten wird, auch aine andere wohnung / vnd Kirchen für Jhne, mit welchen 2 gebäwen / Jhre Durchleucht gegen dem Kaÿser, alß er ain anlehen [...]
  • München 1613, fol. 72r: [...] residenz [...]

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