Heidelberg, Schloss

Schloss und Garten Heidelberg, aus: Martin Zeiller und Matthäus Merian, Topographia Palatinatus Rheni et vicinarum Regionum, Frankfurt am Main 1645 [ca. 1672], Universitätsbibliothek Heidelberg
Bestandsaufnahme von Julius Koch und Fritz Seitz, 1891
Elizabeth Stuart zu Pferde vor der Kulisse des Heidelberger Schlosses, Radierung/Kupferstich, um 1620, London, British Museum

Anderer Name

Heidelberger Schloss

Kategorien

Datierung

um 1225–1683

Weitere Angaben

Das Heidelberger Schloss wurde zuerst 1225 als Burg erwähnt, allerdings hatten die Pfalzgrafen bei Rhein bereit um 1182 ihre Residenz nach Heidelberg verlegt. Der heute vorhandene, vor allem aufgrund von Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 und 1693 sowie als Folge eines Blitzschlags im Jahr 1764 weitgehend nur noch als Ruine erhaltene Gebäudekomplex hat seine Anfänge zu Beginn des 15. Jahrhunderts unter dem pfälzischen Kurfürsten und ab 1400 römisch-deutschen König Ruprecht, der Ruprechtstbau stammt allerdings erst aus der Zeit um 1430 (1543 umgebaut). Um 1510 begann unter Ludwig V. von der Pfalz eine Ausbauphase, in der der Frauenzimmerbau, der sog. Bibliotheksbau, verschiedene Wirtschaftsgebäude und die Artilleriebefestigung auf der Süd- und Westseite errichtet wurden. 1524 ließ der gleiche Kurfürst den nach ihm benannten Ludwigsbau ausführen, sein Bruder Friedrich II. ab 1546 den Gläsernen Saalbau. Ab 1556 eröffnete Kurfürst Ottheinrich mit dem Ottheinrichsbau die Reihe der großen Palastbauten des Schlosses, es folgten ab 1601 der Friedrichsbau unter Friedrich IV. und 1612 bis um 1615, außerhalb des Schlossgevierts im Zwinger zwischen Dickem Turm und Fassbau, der Englische Bau unter seinem Sohn Friedrich V. von der Pfalz.

Kommentar

Die Umstände für Hainhofers Besuch des Heidelberger Schlosses im Jahr 1615 waren nicht günstig: Der Hof war im Aufbruch, er selbst durch diesen Umstand in Eile, der Aufenthalt selbst nur eine Zwischenstation auf einer größeren diplomatischen Rundreise. Mit der Führung durch die Schlossgebäude und -gärten war zudem mit Georg Michael Lingelsheim zwar ein gelehrter, aber offensichtlich an den Dingen höfischer Repräsentation wenig interessierter Vertreter des kurpfälzischen Hofes betraut. So ist Hainhofers Beschreibung des Heidelberger Schlosses weniger umfangreich als etwa diejenige von Schloss Neuburg aus dem Jahr 1613, dem Sitz einer weiteren Linie der pfälzischen Wittelsbacher, und in keiner Weise zu vergleichen mit seiner Beschreibung der Münchner Residenz von 1611, die allerdings das Ergebnis der kunstpropagandistischen Einflussnahme Herzog Wilhelms V. von Bayern war, der das Münchner Besichtungsprogramm seines Gastes mittels eines Memorials gesteuert hatte und sich täglich Bericht erstatten ließ (vgl. Wenzel 2020, S. 168). Hainhofers Blick auf die Heidelberger Schloßanlage ist dagegen äußerst flüchtig. Die meisten Palastbauten – selbst jüngere, wie der Ottheinrichs- und der Friedrichsbau – werden nicht einzeln erwähnt, und die mutmaßliche Charakterisierung des Englischen Baus als mit „höheren gaden vnd höhere[n] fenster[n]“ (fol. 221r) ist wenig differenziert, auch wenn sie vermutlich die Modernität der Architektur zum Ausdruck bringen soll. Über den genauen Umfang der Ausbauplanungen zu den Schlossgärten lassen seine Führer den Augsburger offensichtlich im Unklaren, trotz des Umstands, dass deren Architekt Salomon de Caus persönlich anwesend ist. So ist die im Jahr 1901 von Oskar Doering formulierte Hoffnung auf die Wiederauffindung der Wildbader Reiserelation, „das interessante, vielleicht besonders für die Geschichte des Heidelberger Schlosses wichtige Werk“ (Doering 1901, S. 8), in dieser Hinsicht enttäuscht worden: Die Relation enthält kaum mehr Informationen, als Doering aus anderen Quellen bereits bekannt sind (ebd., S. 9–10).

Befindet/befand sich in

Heidelberg

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