Leinwand- und Tafelgemälde in der Münchner Kunstkammer

Kategorien

  • Malerei
  • profan
  • sakral
  • europäisch
  • erwähnt

Datierung

überwiegend 16. Jahrhundert

Weitere Angaben

Die etwa 750 Gemälde, die das Ficklersche Inventar der Münchner Kunstkammer beschreibt (S. 189–223, Nr. 2587–3358, 3373–3383), umfassten vor allem die ständische Ordnung der Welt repäsentierende Porträts, so wie Hainhofer die Gemäldesammlung der Kunstkammer auch vorrangig wahrnahm. Daneben fanden sich Historiendarstellungen, zum Teil aus älteren Wittelsbacher-Beständen wie der Historienzyklus Wilhelms IV. von Bayern.

Die Bilder (darunter auch einige Reliefs, Druckgraphiken, montierte Handzeichnungen, eine Bildwirkerei und andere „bildhafte“ Objekte, außerdem nichtbildhafte Objekte wie eine Inschriftentafel) hingen an den Wänden zum Innenhof und vor allem an den Wandabschnitten zwischen den Fenstern („Pfeiler“), deren vertikales Hängungskonzept vor allem Bildnisse sowie zumeist religiöse und mythologische Sujets beinhaltet, die im Inventar von oben nach unten absteigend erfasst wurden. Auf den ersten Blick erscheint dieses interne Relationsgefüge der Gemälde – abgesehen von den Porträtserien über den Fenstern – ohne jede Systematik. Doch bei näherer Betrachtung lassen sich inhaltliche Gruppenbildungen und sich wiederholende Ordnungsstrukturen an mehreren Wandabschnitten erkennen: So wiederholt sich im Südflügel am 4. bis 9. Pfeiler je ein Porträt von Kindern Herzog Wilhelms V. von Bayern, findet sich am 5., 6., 9. und 11. Pfeiler eine Folge pfälzischer Kurfürsten und an Pfeiler 11 und 12 sind je 4 Porträts von gleichzeitigen Mitgliedern des Ordens vom Goldenen Vlies angebracht. Am 13. Pfeiler folgen auf drei Porträts lothringischer Herzoginnen fünf Bildnisse von bärtigen Frauen, die somit gleichsam als Mikrokosmos in der Kunstkammer die Ordnung der sozialen Stände und der Natur exemplifizieren. Die meisten Dargestellten der Porträts auf den Pfeilern gehören allerdings der Hocharistokratie an, obwohl die eigentlichen genealogisch dynastischen Porträtserien sich über die Wände zum Innenhof des Gebäudes erstreckten. An der Nord- und Ostwand übernehmen unter anderem die Kardinalsbildnisse eine solche strukturierende Funktion innerhalb der Repräsentation der sozialen und „natürlichen“ Ordnung (vgl. Wenzel 2001, S. 177–178; Wenzel 2004, S. 92–93).

Vgl. auch: Bildnisreihen mit der Darstellung von Narren, Darstellung einer Gazelle, Imperatorenporträts in der Münchner Kunstkammer, Kardinalporträts in der Münchner Kunstkammer (Gemälde), Gemalte Lucretia-Darstellungen in der Münchner Kunstkammer, Papstporträts in der Münchner Kunstkammer (Gemälde), Porträt Attilas, Porträt des Jacques Clément, Porträt des Christoph Froschhammer, Porträt Hannibals, Porträt Heinrichs III. von Frankreich, Porträt Martin Luthers, Porträt des Gabriel Moraweiser, Porträt des Christoph Schlichtinger, Porträts der bärtigen Frauen Margret Lechner von Laufen, Helena Antonia Galecka (?) und Katharina Gansel, Porträts von drei Herzögen aus dem Haus Guise, Porträts von Herrschern und weiteren Angehörigen des hohen Adels in der Münchner Kunstkammer, Schlachtenbilder aus dem Historienzyklus Wilhelms IV. von Bayern.

Kommentar

Hainhofer legte in seiner ausführlicheren Beschreibung der Münchner Kunstkammer von 1611 noch weniger Augenmerk auf die Gemälde als bei seinem Besuch 1603. Zu diesem Zeitpunkt wurden noch Hauptwerke wie die Schlachtenbilder Wilhelms IV. und die Lucretia-Darstellungen genannt, die 1611 jedoch bereits in die Kammergalerie Maximilians I. von Bayern überführt worden waren (von den Lukretien lässt sich zumindest die von Dürer 1607 in der Kammergalerie nachweisen).

Schlagwörter

Vorkommen im Text

  • München 1611, fol. 158r: [...] Bäbst: Cardinäl: Kaiser: Königen: Fürsten: / gelehrten: vnd ohngelehrten: Gaistlicher vnd Welt- / licher, Hohen vnd nidern stands personen: Mann / vnd weiber: Jung vnd alter, Conterfette. [...]
  • München 1611, fol. 158r: [...] / Jn allen fenstern, vnd beÿ allen tischen hangen tafeln. [...]

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