München, Lustgarten Herzogs Ferdinands von Bayern

Lage des Lustgartens Herzog Ferdinands westlich der Stadtmauer, Ausschnitt aus: Stadtplan Münchens von Tobias Volckmer (1613)

Kategorien

Datierung

um 1580–1600

Weitere Angaben

Die Beschreibungen Hainhofers von 1603 und 1611 sind die wesentlichen Quellen zu diesem vollständig untergegangenen und nur unzulänglich erforschten Lustgarten Herzog Ferdinands von Bayern, der nach Angabe des Augsburgers fünf kleinere Sommerhäuser und ein Lusthaus umfasste und dessen Lokalisierung umstritten ist. Im Gegensatz zu der mit schlüssigen Argumenten vorgetragenen Verortung des Gartens außerhalb der Stadt durch Langenkamp 1990 (Bd. 2, S. 155–156, Anm. 249) geht die jüngere Forschung weiterhin davon aus, dass sich diese Anlage unmittelbar an die Stadtresidenz des Herzogs anschloss und damit im Bereich des Rosentals gelegen war (vgl. vor allem Diemer 2004, Bd. 1, S. 122, 198). Allerdings zeigt der Stadtplan Münchens von Tobias Volckmer 1613 in diesem kleinräumigen Bereich eine dichte Bebauung, die kaum die Anlage eines „sehr groß[en]“ Gartens zugelassen hätte. Außerdem sagt Hainhofer selbst, dass er „[v]or dem thor“ gelegen war, was dafür spricht, dass er sich jenseits des Schiffertores in der wasserreichen Isarniederung befand. In Volckmers Plan sind dort 1613 u.a. der „Fürstlichen Durchlaucht Herzog Alberti lust gärten“ eingezeichnet, was sehr gut mit dem Umstand koinzidiert, dass Herzog Albrecht von Bayern im Jahr 1612 kurzzeitig die Stadtresidenz seines verstorbenen Onkels bewohnte, bevor er in die Wilhelminische Veste einzog. Auch Hainhofer bezeichnete anlässlich seines Besuchs im Jahr 1612 die Anlage als „Hertzog Albertj garten, der dem Hertzog Ferdinando Hat zu gehört“ (München 1612, fol. 319r). Die bei Volckmer eingezeichneten baulichen Strukturen sind hingegen nur schwer mit der Beschreibung Hainhofers in Einklang zu bringen, was insbesondere daran liegt, dass unklar ist, welche Gärten mit der Beschriftung tatsächlich gemeint sind. Als Hainhofer 1611 München besuchte, wurden die Stadtresidenz und die Gärten von der unverheirateten Schwester Herzog Wilhelms V., Maria Maximiliana, genutzt, die 1603 noch in einem Haus neben der Residenz Ferdinands gelebt hatte.

Hainhofer berichtete 1603 und 1611 von einem weitläufigen, in mehrere Gärten unterteilten Gelände, das von einem größeren Gewässer und einem Bach durchflossen wurde, an welchem die fünf Sommerhäuser gelegen waren. Vier der Sommerhäuser wiesen im Inneren eine Jahreszeiten-Ikonographie offenkundig als Deckenmalerei und einen Jagd und Wild thematisierenden Monatszyklus auf. Außerdem befand sich im vierten Haus ein typisch manieristisches Vexierspiel, mit dem man einen unvorsichtigen Besucher ins Wasser fallen lassen konnte. Wasser war auch das Thema des fünften Sommerhauses mit einem Brunnen im Inneren und bildlichen Darstellungen von Fischfang und Bädern; möglicherweise handelte es sich um den weiter unten ausführlicher erläuterten Badepavillon mit Wildbad. Ein zugehöriger bronzener Brunnen wies 50 Wasserdüsen auf. In den rustikalen Themenkreis der Sommerhäuser fügten sich auch die von Hainhofer erwähnten, nicht mehr nachweisbaren Jagdporträts Herzog Ferdinands ein, deren mangelnde Ähnlichkeit mit dem inzwischen gealterten Dargestellten der Augsburger eigens hervorhebt.

Das programmatische Zentrum der Anlage war das Lusthaus, dessen Inneres ebenfalls in erster Linie durch die Beschreibungen Hainhofers zu erschließen ist. Danach legte Ferdinand in den Bildprogrammen dieses Gebäudes, neben einer hochwertigen Deckenmalerei, deren Ikonographie allerdings nicht übermittelt wird, vor allem Wert auf seine Stilisierung als Kriegsheld, und zwar zum einen in einem Bildzyklus mit Schlachten und Belagerungen des Kölner Kriegs (möglicherweise nach Vorlagen aus Franz Hogenbergs Geschichtsblättern), zum anderen in seiner Statue als Feldherr. Es ist offenkundig, dass Ferdinand den weniger formellen Rahmen seines Lustgartens nutzte, um als nicht regierender Herzog seine politischen Erfolge und Ansprüche zu demonstrieren.

Nach Hainhofers Beschreibung muss das Lusthaus für Wohnzwecke ausgestattet gewesen sein; er nennt ein Schlafgemach und ein Nebengebäude für das Frauenzimmer von Ferdinands Hofhaltung. Zudem erwähnt er einen Ofen mit Passionsdarstellungen aus besonders schöner Hafnerkeramik. Daneben gab es noch eine Menagerie und das erwähnte Bad als klassische Elemente einer Rekreationsarchitektur.

Der Text von 1611 scheint in erster Linie eine redaktionelle Bearbeitung der Beschreibung von 1603 zu sein. Bei seinem erneuten Besuch 1612 erwähnte Hainhofer „die rondel mit den zwölf monaten, so man ietzt zum bluemgarten gesetzt“ (München 1612, fol. 319v), verzichtete aber auf die Besichtigung des Saales im Lusthaus, da er ihn bereits gesehen hatte.

Befindet/befand sich in

München

Vorkommen im Text

  • München 1603, fol. 142v: [...] / sung sein wir mit seiner Kämmer- / ling ainem gangen, hat vnß sein / garten Vor dem thor sehen lassen, / am nauß gehn treffen wir den herzog [...]
  • München 1603, fol. 143r: [...] / Den garten belangent, ist selbiger / sehr groß, sein etlich gerten an ain / ander, vnd fleust ain groß wasser [...]
  • München 1611, fol. 159r: [...] Jnnen / gehabt hat, vnd aine feine große wohnung ist. / Durch welche man in ainen schönen garten zum / thor hinauß gehet, etliche andere gärten daran hat, / [...]
  • München 1612, fol. 319r: [...] Herrn Churfürsten hinauß in / Hertzog Albertj garten, der dem Hertzog / Ferdinando Hat zu gehört, beglaittet, vnd / ist [...]
  • München 1612, fol. 319v: [...] nicht abgehen. Jhre Durchleucht hertzog / Albrecht, Haben mich ain wenig im gartten / herumb geführet, die rondel mit den zwölf / monaten, so man ietzt zum bluemgarten / [...]

Kommentare

Neuer Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird ausschließlich für Rückfragen verwendet und nicht veröffentlicht. Der Beitrag wird vor der Veröffentlichung geprüft.

Wird geladen …