München, Residenz, Schwarzer Saal der Residenz

München, Residenz, Plan der Gesamtanlage (Zustand um 1630), Privatbesitz, Ausschnitt: Schwarzer Saal
Aus: Habel / Hallinger / Weski 2009.

Andere Namen

  • Perspektivsaal der Residenz
  • Raum 13

Kategorien

Datierung

um 1590, Deckengemälde vor 1608

Weitere Angaben

Der Schwarze-Saal-Bau wurde um 1590 unter Wilhelm V. von Bayern östlich an den Antiquariumstrakt angebaut. Der namensgebende Saal mit sog. Sargdeckelgewölbe erhielt vor 1608 das von Hans Werl auf Leinwand ausgeführte illusionistische Deckengemälde, das eine auf einen zentralen Betrachterstandpunkt hin konzipierte perspektivische Architekturdarstellung zeigt, die in der Schrägzone mächtige Voluten mit Kaiserbüsten enthaltenden Nischen und darüber eine zweigeschossige Arkadenhalle mit Scheinkuppel aufweist. Die einheitliche Gestaltung der gesamten Deckenfläche des Saales steht am Anfang der monumentalen illusionistischen Architekturmalerei in Süddeutschland. Werl arbeitete offenkundig nach einem heute zerstörten, aber in einem 1582 publizierten Stich überlieferten Deckenbild von Tommaso Laureti (um 1530–1602) im Bologneser Palazzo Vizzani. Die in der älteren Literatur zuweilen noch vorzufindende Vermutung eines Entwurfs von Christoph Schwarz ist somit obsolet.

Die Portal- und Kaminrahmungen aus schwarzem Stuckmarmor, die dem Saal seinen Namen gaben, werden in der Regel aufgrund des Kurhuts am Kaminwappen auf 1623 datiert und Hans Krumpper zugeschrieben. Allerdings können der Kurhut – wie für Maximilian I. von Bayern häufiger belegt – auch nachträglich hinzugefügt die Marmorarbeiten somit früher entstanden sein (freundliche Mitteilung von Dorothea Diemer vom 10.1.2025). Nach umfassenden Kriegszerstörungen wurden bis 1979 die Portale und das Deckenbild (in Freskotechnik von Karl Manninger) rekonstruiert.

Kommentar

Die hohe entwicklungsgeschichtliche Bedeutung des illusionistischen Deckenbildes muss 1611 auch Hainhofer wahrgenommen haben, der verwundert über dessen räumliche Tiefenwirkung schreibt (seine Äußerung „Jch wais nit wie“ korreliert mit dem im 16. Jahrhundert vor allem im französischen Sprachraum vorkommenden Diktum „Je ne sais quoi“ als Formulierung der Unmöglichkeit vollgültiger sprachlicher Beschreibung von Kunst/Schönheit, vgl. Köhler 1979, Scholar 2005) und es als eine der Vorlagen der im Auftrag von Philipp II. von Pommern-Stettin von Matthias Kager zu schaffenden Nachzeichnungen von vorbildlichen Kunstwerken und Raumschöpfungen der Münchner Residenz aufnimmt.

Die Zuschreibung an Werl wird wesentlich durch den Nachweis bei Hainhofer 1611 gestützt. Eine in der älteren Literatur behauptete Datierung auf 1602 ist dagegen nicht gesichert. Neben der unbelegten Annahme, man habe bei der letzten Restaurierung 1939 eine Inschrift mit dem Datum gefunden, leitet sich die Datierung auch von der angeblichen Behauptung Hartigs ab (Nr. 117, S. 1), dass wesentliche Teile von Hainhofers Beschreibung von 1611 auf seinen Notizen von 1603 beruhen (Corpus der barocken Deckenmalerei, S. 118 [Falk Bachter]). Dies lässt sich aber nur für diejenigen Passagen nachweisen, die auch im Reisetagebuch von 1603 enthalten sind. Für den größten Teil der Beschreibung von 1611 gilt dies hingegen nicht. Somit kann lediglich das Todesjahr Werls 1608 als terminus ante quem für die Deckenmalerei herangezogen werden.

Befindet/befand sich in

München, Residenz

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