Spielwerk mit taktschlagendem Affen

Aus: Die Münchner Kunstkammer. Bearbeitet von Dorothea Diemer u.a., 3 Bde., München 2008

Kategorien

Datierung

um 1578

Material/Technik

Silber, Gold (teilweise emailliert), Rubine, Diamanten, Smaragde, Perlen, Ebenholz

Format/Maße

H. 14,2 cm, B. 19,5 cm, T. 12,5 cm;

Gegenwärtiger Standort

Schatzkammer der Residenz München

Signatur/Inventarnummer

609–612

Weitere Angaben

Das Spielwerk wurde vermutlich um 1578 von Valentin Drausch (1546?–1610) und Georg Bernhart (1543–1612) für den Münchner Hof geschaffen, ist aber in den Quellen zuerst im Inventar der Münchner Kunstkammer von 1598 eindeutig nachzuweisen, wo Fickler es außerordentlich genau beschrieb: „Auf der lange Dafl im Winckhel mit A bezaichnet […] Auf einem uberlengten stöckl, von Hebeno ein grien geschmelzter berg, darauf ein viereckhet gulden gestell in die vierung mit rubindafelin versezt, auf welchem sizt ein Aff von gold, geschmelzt, mit einer blawen kappen, und ein Paketen in der handt, vor im ein gulden Pulpit, darauf ein gesangbuech. das werckhl wirt von einem Urwerckh bewegt, das der Aff mit der Paketen die Mensur schlegt. Neben dem Affen ligen ain hirsch, ain stuckh wildt von goldt, waiß geschmelzt, ain gulden Rech. Oberst neben dem berg ain guldener baum mit clain und großen schmaragt versezt, underst neben dem berg ain anderer geschmelzter baum. Auf der seiten des stöckhels würt ein Deckhel fürgeschoben, darunder ein täfelin in dem ein Wald, darinen hirschen und Rech, von miniatur gemahlt, in mitten am fürschub ain Porten an deren baiderseits ain Pyramis mit rubin am fueß versezt, oben auf geschmelzt, am Spiz ein Perlin, hinder iedem ein guldine helleparten, sambt zwaien rubinkörnlein. Auf den 4 orten des stockhels iedem ein Pyramis, den obgemelten gleich, ob dem miniaturtafelin zwischen den zwen Pyramides ain gulden turnlen, auf der Oberseitten zwai schubladlin, so mit gulden, geschmelzten hirschköpfl heraußgezogen werden. In dem größern ligen ain guldene Rechpfeiffen, auch fuchs unnd ein mauß Pfeiffen, an iedem ein Rubintafelin versezt. In dem clainern schublädl ligt ain gulden schlißel. An der undern seitten zwai claine schublädl, das ein falsch, an iedem ein geschmelzt gulden hirschköpfl“ (S. 228, Nr. 3390). Die drei hier in einer Schublade erwähnten Wildrufe (Hirsch- und Rehpfeifen) sind ebenfalls noch vorhanden.

Kommentar

Hainhofer zog beim Anblick der dem Takt des Affen folgenden Wildtiere von Hirsch, Hirschkuh und Reh den Vergleich mit dem den Gänsen predigenden Wolf, einer Vorstellung, die sich als Variante nach dem Sprichwort „Wenn der Fuchs die Gänse (Hühner) lehrt, er den Kragen als Lehrgeld begehrt“ auch auf einigen „Hainhofer-Schachbrettern“ wiederfindet (vgl. Kerrebijn 2002, S. 199–200, Abb. 14.1). Die Analogie mit der Darstellung auf dem Spielwerk stellt sich aber nur bedingt ein, da der Affe die anderen Tieren nicht zu ihrem Schaden zu täuschen versucht. Zudem meinte Hainhofer in Abweichung zur Ausführung des Kunstwerks und auch zu Ficklers Beschreibung in dem schwarzen Berg das Material „Lapis Lidius“ oder Lydit zu erkennen. Damit ist der sogenannte Probier- oder Goldstein bezeichnet, der aus schwarzem Kieselschiefer oder Basalt von hoher Härte besteht und zur Prüfung des Gehalts von Edelmetallen dient.

Schlagwörter

Vorkommen im Text

  • München 1611, fol. 152v: [...] Lapide elidio, darob sitzt / ain Aff mit ainem music buch vor Jhme, der schlegt / den tact, vnd rühret die augen, vmb ihn hero sitzen / etliche thier, alle guldin vnd geschmeltzt, sihet alß / wann der Wolf den gänsen predigete. [...]

Kommentare

Neuer Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird ausschließlich für Rückfragen verwendet und nicht veröffentlicht. Der Beitrag wird vor der Veröffentlichung geprüft.

Wird geladen …