Uhren und Uhrwerke in der Sammlung Augusts d. J.

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Datierung

um 1600–1665

Weitere Angaben

Uhren gehörten als mechanische Instrumente zu den einschlägigen Objekten von Kunstkammern des 16. und 17. Jahrhunderts, insbesondere mit Blick auf die Funktion der Sammlungen als Orte für Forschung und technische Entwicklung. Den Instrumenten zur Zeitmessung kam innerhalb der fürstlichen Herrschaftsrepräsentation zudem noch die spezifische Aufgabe der Versinnbildlichung von permanenter Regierungsgewalt zu, wodurch Uhren zu einem häufigen Motiv in Staatsporträts der frühen Neuzeit wurden.

Das Interesse Augusts d. J. zu Braunschweig-Lüneburg an Uhren ging jedoch noch darüber hinaus: Er erwarb zeit seines Lebens ungefähr 40 Halsuhren und über 20 Stutzuhren (Stozzer), wovon möglicherweise einige als Geschenke gedacht, die meisten aber für die eigene Sammlung bestimmt waren. Der Herzog bevorzugte dabei Uhren für den täglichen Gebrauch ohne prunkvolle Gehäuse, die vor allem praktisch und sorgfältig gearbeitet sein sollten. Er hatte ausgewiesene Kenntnisse in Konstruktion und Mechanik und konnte kleinere Reparaturen auch selbst ausführen. Immer Vordergrund des herzoglichen Interesses standen folglich seine Faszination für die Mechanik der Uhrwerke und die Verbesserung der Präzision der Laufwerke und der Zeitmessung allgemein.

Kommentar

In seinen diplomatischen Reiseberichten schaltete Hainhofer in der Regel nach dem offiziellen Teil einen Passage ein, in der er sich den Kunstsachen des besuchten Ortes widmete und Künstlerbesuche verzeichnete. Dies ist auch bei seinem Besuch von München 1636, seinem letzten Reisebericht, der Fall. Hier widmete er sich allerdings unter Berücksichtigung der besonderen Interessen seines Auftraggebers August d. J. Uhren und Uhrmachern, wozu der Standort München allerdings nicht viel beitragen konnte, da dies vor allem eine Domäne seiner Heimatstadt Augsburg war. Er flocht dieses Thema geschickt in das abschließende Gespräch mit Hofmarschall Maximilian Kurtz ein, das Augsburger Künstler zum Thema hatte.

Hainhofer und später seine Nachfolger Johann Martin Hirt (1588–1661) und Johann Georg Anckel (1618–1676) belieferten August d. J. über Jahrzehnte hinweg mit Uhren, nahmen seine Reklamationen und Reparaturaufträge entgegen und übersandten Uhrmacherwerkzeug. Die Korrespondenz gibt davon ausführlich Zeugnis, konnte Hainhofer aber auch selbst als Repositorium dienen, etwa bei der Anekdote der Wette zwischen August d. J. und Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg: August d. J. hatte am 12./22. Januar 1614 an Hainhofer geschrieben, er habe mit Johann Sigismund um das beste Pferd im Stall gewettet, dass eine (Hals-)Uhr mit Federzug gefertigt werden könne, die innerhalb von 24 Stunden nicht zu schnell und nicht langsam ginge (s. Gobiet 1984, S. 43–44, Nr. 31). Hainhofers Aufgabe war es, in Augsburg einen geeigneten Uhrmacher zu finden, der eine solche Uhr herstellen könne; seine Wahl fiel auf Andreas Stahl. Die Wette wird 1614 in mehreren Briefen sowohl des Herzogs, der die Uhr sehnlichst erwartete, als auch Hainhofers erwähnt (s. ebd., S. 45–46, 49–51, 54–55, Nr. 33, 39, 40, 44). In einem Schreiben vom 19./29. Dezember 1639 kam Hainhofer erneut auf die Wette mit dem mittlerweile längst verstorbenen Kurfürsten zurück (s. ebd., S. 668–669, Nr. 1281). Zuletzt erwähnte Hainhofer die Wette in einem Brief vom 2./12. Februar 1643, wobei er bemerkte, dass der Uhrmacher Stahl bereits vor vielen Jahren verstorben sei (s. ebd., S. 723, Nr. 1355). Ob es zu Hainhofers Lebzeiten wirklich gelang, eine minutengenaue Halsuhr oder Taschenuhr herzustellen erscheint zweifelhaft. Bei Taschenuhren wurde offenbar zuerst 1691 durch den englischen Uhrmacher Daniel Quare (1648–1724) ein Minutenzeiger eingebaut, um 1700 hatten fast alle Taschenuhren zwei Zeiger; die tägliche Gangungenauigkeit betrug aber damals noch 5 bis 10 Minuten (vgl. Wendorff 1980, S. 247–248).

Schlagwörter

Vorkommen im Text

  • München 1636, fol. 74r: [...] helluo tam librorum, quàm horolo- / giorum [...]
  • München 1636, fol. 74v: [...] das beste pfert, so ieder im stall hat, / gewettet haben, möglich zu sein, das / aine vhr gemacht werden khünde, welche / inn 24 stunden vmb kaine minuten / weder zue frue oder zue spat gange, [...]

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