Philipp Hainhofer (1578–1647) ist eine der bedeutendsten Vermittler-Persönlichkeiten für Kunst und politische wie kulturelle Information in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nördlich der Alpen. Geboren als Mitglied einer protestantischen Kaufmannsfamilie in Augsburg<\/a>, überschritt er als ‚cultural broker‘ beständig konfessionelle und politische Grenzen. Er führte geschäftliche, diplomatisch-politische und gelehrte Korrespondenzen, verfasste vorrangig an höfische Rezipienten gerichtete Reiseberichte, konzipierte komplexe Kunstkammerschränke und handelte mit Kunstwerken, anderen Luxusgütern, Büchern sowie Handschriften. Zwischen diesen Tätigkeitsbereichen bestanden vielfältige Austauschprozesse. So konvergieren zum Beispiel die Arbeitsfelder Hainhofers in seinen Reiserelationen: Diese sind zumeist Produkt seiner Funktion als politischer Agent und Korrespondent, spiegeln die materielle Kultur verschiedener Höfe und zeigen so das Aufgabenfeld des Kunsthändlers auf, wie sie auch Beschreibungen einiger seiner bedeutendsten Kunstschränke enthalten.<\/p>\n Jugend und Ausbildungszeit Hainhofers verliefen ganz in den Bahnen der Vorbereitung einer kaufmännischen Karriere. Doch zeigten sich bereits in dieser Frühphase Spannungen aufgrund vermehrter konfessioneller Auseinandersetzungen: Kurz nach dem Tod des Vaters 1583 hatte die Mutter mit den jüngeren Kindern vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Katholiken und Protestanten um die Einführung des Gregorianischen Kalenders (sog. Kalenderstreit) Augsburg verlassen und sich für etwa acht Jahre in Ulm angesiedelt, während der älteste Sohn Christoph<\/a> zurückblieb und die Geschäfte des Handelsunternehmens weiterführte. Nach der Rückkehr nach Augsburg begab sich Philipp 1594–1596 mit dem jüngeren Bruder Hieronymus<\/a> und ihrem gemeinsamen Präzeptor Hieronymus Bechler<\/a> zur Ausbildung auf Studienreise nach Italien<\/a>, wo er an den Universitäten von Padua<\/a> und Siena<\/a> studierte. Weiteren Unterricht, vor allem in Französisch und Niederländisch, erhielt er in Köln<\/a> und Amsterdam<\/a>.<\/p>\n Nach der 1601 erfolgten Heirat mit Regina Waiblinger<\/a> zog er in das Haus seines Schwiegervaters, wo er neben dem sich tendenziell in Auflösung befindlichen Familienunternehmen ein eigenes Geschäft und seine Sammlungen aufbaute. Seit 1607 führte er die Korrespondenz derjenigen französischen Diplomaten<\/a>, deren Nachrichtennetz in Augsburg zusammenlief, eine Aufgabe, die er schon seit einigen Jahren im Namen seines Onkels Hieronymus Hörmann (1544–1607) ausgeübt hatte. Ab 1608 diente er zudem als Agent für Georg Friedrich von Baden-Durlach<\/a> und ab 1610 für Philipp II. von Pommern-Stettin<\/a>. Bereits 1606 hatte Herzog Wilhelm V. von Bayern<\/a> sein Haus und seine Kunstkammer besichtigt und ihn als „ausser der religion für ainen erbarn und verstendigen jungen man“ (zitiert nach: Stieve 1893<\/a>, S. 718) eingeschätzt.<\/p>\n