Tierbuch Philipps II. von Pommern-Stettin

Anderer Name

Sammlung von Tierdarstellungen Philipps II. von Pommern-Stettin

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Datierung

1610 bis nach 1613, aber vor 1617

Weitere Angaben

Ähnlich den Realien in den Kunstkammern dienten Handzeichnungen von seltenen Tieren, Pflanzen und andere naturkundliche Illustrationen der fürstlichen Herrschaftsrepräsentation in Form von gesammelten Wissen über die Welt. Eines der bekanntesten Beispiele um 1600 ist die Publikation des Hortus Eystettensis durch den Eichstätter Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen, der darin seine eigene seltene Pflanzensammlung in Kupferstich reproduzieren und damit im Vergleich zu den handgezeichneten Werken auch multiplizieren und einer größeren Öffentlichkeit (zum Teil in einer teuren, kolorierten Ausgabe) zukommen ließ (die Veröffentlichung erfolgte allerdings erst 1613 nach dem Tod des Fürstbischofs). Es verwundert daher nicht, dass Philipp II. von Pommern-Stettin sich den Eichstätter Bischof und Wilhelm V. von Bayern, der bereits ein Tierbuch besaß, zum Vorbild nahm, als Hainhofer für ihn im Herbst 1610 begann, die „von Eurer Fürstlichen Gnaden begerten vnd von mir angefrümbden kunststück von mahlereÿ thierlen“ anfertigen zu lassen, und dazu ausführte: „Nach dem abriß der Bairischen vnd Aichstättischen allerhand frembden thier will Ich auch trachten souil mir möglich, vnd wo Ichs bekommen kan, werden sie der müehe wol wert sein das mans abcopiere“ (Brief Hainhofers an Philipp II. von Pommern-Stettin vom 10./20. Oktober 1610, in HAB, Cod. Guelf. 17.23 Aug. 4°, fol. 176v, fol. 178r; vgl. Doering 1894, S. 47, 49). Das Tierbuch war folglich einer der Anlässe – wenn nicht gar der Ausgangspunkt – für Hainhofers diplomatische Reise nach Eichstätt und München im Jahr 1611, wobei der Fürstbischof bedauerte, nicht viel beitragen zu können, außer Bilder von weniger seltenen Vögeln, die zudem bereits aus München stammten.

Wilhelm V. von Bayern war hingegen in der Lage, sein Tierbuch nach Augsburg auszuleihen, damit Hainhofer daraus durch Daniel Hertzog Kopien für das Buch des Stettiner Fürsten anfertigen lassen konnte: „[...] vnd hab Ich ietzt zu denen Vögel, fisch und thüeren wie der hertzog auß Ihrer Durchlaucht buch abcopiert, auch all meine schneggen wollen Conterfetten lassen, will Jedoch nit weiter mit fortfahren bis von Eurer Fürstlichen Gnaden hierüber wider gnädig antwurt kommet, interim copiert der hertzog die thüer aus Ihrer Durchlaucht buch welches in folio ist vnd offt 2 oder 3 thüer auf ainem blatt stehn, nur schlecht hinweckh auf papir auß darmit das buch ehist wider nacher München gesandt werde, dan manß alda zu den tappettzereÿen brauchet, der Bischoff würd wan sein bluemenbuch fertig, Eurer Fürstlichen Gnaden ein illuminierts Exemplar zusenden, vnd kündte nit geschaden wan Eure Fürstlichen Gnaden dise beigelegte gemahlte blätlen, welche weils ietzo der hertzog nach bessern conterfecten Sachen abcopieret, auch werden besser werden, gnädig wider schickhten, darmit kain Vogel noch bluemen doppelt gemahlet würde, will das buch auch nit bünden lassen, darmit es Eure Fürstlichen Gnaden, wan es alles beisamen, Ihrs gefallens auf einander legen mögen [...]“ (Brief Hainhofers an Philipp II. von Pommern-Stettin vom 26. Juni 1611, in HAB, Cod. Guelf. 17.25 Aug. 4°, fol. 67rv; vgl. Doering 1894, S. 149–150). Hainhofer ließ also auch Darstellungen von seinem eigenen Sammlungsgut anfertigen und dem Tierbuch beifügen, wie er in einem weiteren Schreiben an den Herzog in Stettin noch genauer darlegte: „An den Bergament heutlein, laß ich starck fortfahren, würdt wol ein schon stadtlich buch werden, vnd etlich 100 stuck drein komen, wie ich dann auch alle meine schnecklein vnd thier, so ich in mein Kabinet habe, laße darein bringen, vnd werden Eure Fürstlichen Gnaden sehr wol thon, wan sie auch ihre thier vogel vnd fisch, zum nachzaichnen gnädig alhero schicken, damit alles in ein buch kome, vnd tracht ich anderß wo auch nach noch mehr frembden thieren vnd hoffe ich wolle des Großhertzogen von Florentz Stainbuch auch noch abzucopiren überkommen, Das der verstorbene Großhertzog colligiren laßen, […]“ (Brief Hainhofers an Philipp II. von Pommern-Stettin vom 14. September 1611, in HAB, Cod. Guelf. 17.25 Aug. 4°, fol. 159v; vgl. Doering 1894, S. 184–185). Am 22. Februar 1612 kündigte Hainhofer dem Stettiner Herzog die Übersendung von 56 Doppelblättern zur Ansicht nach Stettin und mit der Bitte um Rücksendung an, um die Namen eintragen lassen zu können: „Weil Eure Fürstlichen Gnaden einmal des hertzogs Arbait gnädig zu sehen begern, so vberschicke ich ihr hiemit gehorsamlich 56 doplete bletlein, die können sie […] wider hersenden, darmit ich zue den Thieren schreiben konte wie sie heissen, vnd wan die andere daran man machet, vnd noch machen wirdt, auch fertig, entlich alles zuesamen in ein buch, konte hüpsch binden lassen, wie es dan des bundts wol werth wirdt sein, Man machet ietzt an hirschen welche die geweihe so zue Dantzig in Konig Artus hoff sein, uff dem Kopff tragen werden, vnd weil Ich das von Eurer Fürstlichen Gnaden gesande conterfect so ietzt herr Bischoff hat auch einem auffsetzen, sein nach vil schener vögel, visch, Thier vnd schneggen zue conterfeten vnd zue machen, vnd wan Eure Fürstlichen Gnaden ihre Thier auch anhero schicken konte mans auch dartzue bringen, vnd ein Extra ordinarj schons vnd seltzames buech werden, Ich buel imer des Groshertzog Steinbuech auch welches nit vbel beÿ diesem Naturalischen ritratj der Thier vnd Namen stehen wurde, [...]“ (HAB, Cod. Guelf. 17.25 Aug. 4°, fol. 254v255r; vgl. Doering 1894, S. 212–213).

1613 war das Buch noch in Arbeit: „[…] vnd warte allein den angefrümbten 3 wercken, allß dem Maÿerhoff, Schreibzeug vnd thierbuech vnd Eurer Fürstlichen Gnaden stamenbuech ab, mit denen Ich den gnueg zu thuen hab“ (Brief Hainhofers an Philipp II. von Pommern-Stettin vom 6. Februar 1613, in HAB, Cod. Guelf. 17.28 Aug. 4°, fol. 14v; vgl. Doering 1894, S. 247). Das Buch war folglich bei seiner Präsentation während des München-Aufenthalts von 1612 (fol. 317 v) noch nicht fertig, war aber Teil des Besichtigungsprogramms von Hainhofers Stettiner Reise 1617.

Schlagwörter

Vorkommen im Text

  • Eichstätt 1611, fol. 5r: [...] zu überkomen, dann, waß / Sie dergleichen selbs haben, auch abzaichnen las- / sen, vnd in ein Buch zusamen bringen wolten , [...]
  • München 1612, fol. 317v: [...] gefallen, das er auch dergleichen Haben will, / Jhr Fürstlichen gnaden in Pommern thierbüchlin, gefället / disem Herren auch trefflich wol. Alß es / [...]

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