Johann Matthias Kager (Kopie): Südöstliche Schmalwand des Antiquariums

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Datierung

1611

Material/Technik

Feder und Pinsel (laviert)/Papier

Format/Maße

67,8 × 48,0 cm

Besitzende Institution

Herzog August Bibliothek

Gegenwärtiger Standort

Wolfenbüttel

Signatur/Inventarnummer

Cod. Guelf. 23.3 Aug. 2°, fol. 132r

Provenienz

München

Weitere Angaben

Die Zeichnung Kagers zeigt etwas mehr als die rechte Hälfte der südöstlichen Schmalwand (Portalwand) des Antiquariums. Über die unten dargestellten Stufen erreicht man das Bodenniveau der erhöhten Estrade (mit Balustrade), die den Hofmusikern als Standort diente und von einer monumentalen Portalarchitektur hinterfangen wird. Eine Seite des Treppengeländers ist als aufklappbare Tektur gezeichnet. Auf dem Postament vor der Estrade ist heute wieder der Schlafende Amor installiert, die Standfigur in der rechten Nische befindet sich noch am Standort. An der Front der Estrade wurden zu beiden Seiten des Putto Scagliola-Platten mit perspektivischen Architekturdarstellungen angebracht, die auf der Zeichnung noch nicht zu sehen sind und folglich in die Zeit nach 1611 datieren.

Kommentar

Die kunstpolitische Mission der Gesandtschaftsreise Hainhofers von 1611 an die Höfe von Eichstätt und München war es, für Philipp II. von Pommern-Stettin vorbildliche Objekte und Vorlagen der aktuellen oberdeutschen höfischen Sammlungskultur und Repräsentationskunst zu erhalten. Im Falle der neugestalteten Münchner Residenz erwirkte Wilhelm V. von Bayern laut Hainhofers Darstellung eine Ausnahmegenehmigung bei seinem regierenden Sohn, der bezüglich der Hofkunst die Führungsposition Bayerns als katholischer Macht in Konkurrenz zu anderen (protestantischen) Höfen im Reich nicht gefährden wollte und auch verschiedene künstlerische Techniken und Modelle als Arkanum behandelte (z.B. Scagliolia, s. den Registereintrag zur Reichen Kapelle). Unter der Auflage, dass niemand außer dem Herzog von Pommern die Blätter sehen dürfe, gestattete er dann doch dem Maler Matthias Kager aus Augsburg, mit Gehilfen die Zeichnungen anzufertigen, wofür dieser drei Wochen benötigte und vom Herzog mit 100 Talern entlohnt wurde. Da die Zeichnungen nach Stettin geschickt werden sollten, muss es sich bei den um 1623 in die Reinschrift der Münchner Reise eingebundenen Blättern um Kopien handeln, von welcher Hand, ist unklar. Doch macht dieser Umstand bereits deutlich, dass Hainhofer umgehend das herzogliche Gebot umging und für sich Nachzeichnungen dieser wichtigen Quellen zur zeitgenössischen Münchner Hofkunst zurückbehielt. Diese Blätter bei Hainhofer umfassen Darstellungen und Pläne des Antiquariums, des Grottenhofes, des Schwarzen Saales und des Weihers im (Südlichen) Residenzgarten. Diese Auswahl erläuterte er in einem Brief an den Herzog in Stettin vom 1. Juni 1611: „[…] alß nemblich eine schöne gemahlte Perspectiuische düllen oder deckhin im klainen Saal treflich guet vom Werlin gemacht, mehr das Antiquarium, Item die schöne grotten, so auch ein schönen weyer welches alles, ob es wol noch Niemandt abzuzaichnen vergonnet worden, Iere Durchlaucht doch iezt gern verwilliget, […] (HAB Cod. Guelf. 17.25 Aug. 4°, fol. 44rv; vgl. Doering 1894, S. 139)“.

In seinem Schreiben vom 1. Juni 1611 an Philipp II. vom Pommern-Stettin begründete Hainhofer zudem seine Wahl für Kager. Demnach war dieser dabei gewesen, als die Bauten in der Neuen Veste errichtet wurden, und er galt als vertrauenswürdig, dass er seine Abzeichnungen nicht weiterverbreitete. Allerdings musste die Erlaubnis der Augsburger Stadtpfleger eingeholt werden, dass Kager die Bemalung des Stadttors, mit der er gerade beschäftigt war, für drei Wochen unterbrechen durfte (Kager bemalte das Frauentor und das Kreuztor). Auch würden die Miniaturen für den Herzog von Pommern erst später fertig werden. Kager hatte früher neun Jahre im Dienste Herzogs Wilhelms V. gestanden und war wie seine Brüder auf dessen Kosten erzogen und ausgebildet worden (vgl. HAB, Cod. Guelf. 17.25 Aug. 4°, fol. 44v45r; Netzer 1980, S. 1, 16, 75–86). Am 13. Juli 1611 berichtete Hainhofer, dass Kager für die drei Wochen Arbeit, die er mit einem Lehrjungen mit dem Abzeichnen verrichtet hatte, 100 Dukaten verlangt, Herzog Wilhelm V. aber nur 100 Taler gezahlt habe. Hainhofer wollte dem unzufriedenen Maler, der von ihm die Zahlung der Differenz zur geforderten Summe verlangte und meinte, Hainhofer könne dies gegenüber Herzog Philipp II. verantworten, eine Abfindung zukommen lassen, damit er sich mit umso größerem Eifer über die Miniaturen für den Herzog von Pommern hermache. Kager meinte, er hätte in der Zeit, als er die Abzeichnungen machte, mehr als 100 Taler verdienen können (HAB, Cod. Guelf. 17.25 Aug. 4°, fol. 117v118r; Doering 1894, S. 166–167).

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